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Bauern und Forscher gegen den Hunger

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Nach Jahren des Fortschritts steigt die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, wieder an. Um die Ernährungssicherheit zu erhöhen, arbeiten deutsch-afrikanische Forscher-Teams mit Bauern in Afrika zusammen.

Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. Vor allem in Asien, Südamerika und Afrika ist die Lage schwierig. Gründe für den Hunger sind unter anderem Konflikte, Armut und Klimaveränderungen. Sechs deutsch-afrikanische Forschungsprojekte haben fünf Jahre lang die Ursachen von Hunger bekämpft. Finanziert wurden die Hochschul-Konsortien von den deutschen Ministerien für Entwicklung (BMZ) sowie Bildung und Forschung (BMBF) – mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Bei einer Konferenz im kenianischen Naivasha stellten sie im Dezember ihre Ergebnisse vor.

Das Reload-Projekt, an dem drei deutsche und sechs afrikanische Universitäten beteiligt waren, sollte zum Beispiel die Armut in Ostafrika lindern, indem es Frauen zeigte, wie sie ihre landwirtschaftlichen Erträge steigern. Die Kenianerin Buke Galma ist Doktorandin an der Jomo-Kenyatta-Universität in Juja und hat für das Projekt eng mit verschiedenen Frauengruppen zusammengearbeitet. “Die älteren Frauen bringen viel Erfahrung mit, wenn es um traditionelle Methoden der Fleischverarbeitung geht. Ich dokumentiere ihr Wissen und verbinde das mit dem, was wir im Labor über die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln erarbeitet haben.”Wichtig dabei sei es, traditionelles und modernes Wissen miteinander zu vereinbaren.

Vermeidung von Ernteverlusten

Die Frauen stellen Fleischprodukte her, aber auch Ketchup, Chili, Suppen und Getränke wie Wein, Tee und Säfte, erklärt Susan Tumwebaze, die von der Makerere-Universität in Kampala aus mitarbeitet. “Wir versuchen Verluste, die bei der Produktion entstehen, zu verringern. In Uganda zum Beispiel verlieren Tomaten 20 bis 40 Prozent ihres Wertes, weil sie nach der Ernte falsch verarbeitet werden. Ähnliches gilt auch für Bananen.”

Das Reload-Projekt hat unter anderem Bananenbrei und Trockenfrüchte hervorgebracht

Reload zeigte den Frauen auch, wie man Fleisch länger haltbar macht und Lebensmittel effizient vermarktet. Es wurden unter anderem Messen organisiert, bei denen die Bäuerinnen mit Agrar-Firmen zusammenkamen und hilfreiche Tipps erhiel. Das langfriste Ziel ist, Produkte für den internationalen Markt zu zertifizieren, so Tumwebaze.

Ernährungssicherheit für urbane Regionen

George Nyarko arbeitet an der Universität für Entwicklungsstudien in Tamale

In Ghana führt nährstoffarme Erde zu Ernteverlusten. Dieses Problem ist das Projekt Urban Food Plus angegangen: Professor George Nyarko von der Universität für Entwicklungsstudien in Tamale arbeitet mit seiner Forschungsgruppe an der Verbesserung des Bodens. Sie verwenden Biokohle, um nährstoffarme Erde anzureichern.

Und sie haben sich eine Methode ausgedacht, um verschmutztes Wasser zu filtern. Das ist vor allem für den Norden Ghanas notwendig, denn dort herrscht Wassermangel. “Mit einem selbstentwickelten Filter aus Biokohle bekommen wir Krankheitserreger und Schwermetalle aus dem Wasser. Dadurch steigt die Produktivität, und das Einkommen der Bauern wächst.”

Kleingarten im Sack

Stefan Sieber hat die Küchengärten mit entwickelt

In einigen Regionen Tansanias bedroht Dürre die Ernährungssicherheit.  Aus diesem Grund hat das Projekt Trans-SEC eine Methode eingeführt, die es ermöglicht, trotz Dürre Gemüse anzubauen. “Wir haben gemeinsam mit Frauengruppen sogenannte Küchengärten entwickelt. Das sind Säcke, die mit Erde gefüllt sind. Oben kommt eine bestimmte Schicht drauf, und an den Seiten sind Löcher, wo Gemüse wachsen kann”, erklärt Stefan Sieber vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg, das am Projekt beteiligt ist.

Bei allen Projekten stand die enge Zusammenarbeit von Bauern mit Wissenschaftlern im Vordergrund. Beide Seiten sollen auf Augenhöhe voneinander lernen gemeinsam langfristige Lösungen erarbeiten, um eine Stabilisierung und Weiterentwicklung der Ernährungssicherung voranzutreiben. Gelöst ist das Problem der Ernährungssicherheit aber noch lange nicht. Mehrere der Projekte haben Anträge auf eine weitere Förderung gestellt.

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