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Baustelle Ferrari: Vettel trotz Krise weiter «sehr hungrig»

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Im neuen Fahrerlager von Montréal wird noch geschraubt. Unfertig ist auch Ferrari. Sebastian Vettels Team versucht an Branchenprimus Mercedes heranzukommen. Der Deutsche brennt.

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Montréal (dpa) – In Baustellenatmosphäre im Fahrerlager von Montréal analysierte Sebastian Vettel die Formel-1-Krise von Ferrari und versicherte seinen unbedingten Titelwillen.

«Ich bin sehr hungrig und habe hier eine Mission, um zu gewinnen. Das einzige, was für mich zählt, ist mit Ferrari zu gewinnen», betonte der deutsche Scuderia-Star im noch im Aufbau befindlichen Bereich für Edelfans. Handwerker schraubten, die Theken waren mit Planen bedeckt.

Das Bild einer Baustelle passt derzeit auch zu Ferrari. In der Konstrukterswertung liegt Branchenprimus Mercedes mit 257 Punkten schon 118 (!) Zähler vor den Italienern. Als WM-Dritter fehlen Vettel bereits 55 Punkte auf Spitzenreiter Lewis Hamilton im Mercedes.

Vettels Teamchef Mattia Binotto bezeichnete den SF90 in der derzeitigen Lage als nicht «wettbewerbsfähig genug», mit entscheidenden Neuerungen sei in nächster Zeit außerdem nicht zu rechnen. Vettel pflichtete seinem Boss basierend auf den zurückliegenden Ergebnissen bei. «Wir waren bis jetzt nicht in der Lage aus eigener Kraft den Wagen auf Pole zu stellen», erläuterte der Heppenheimer.

Den Titel schreibt Vettel aber noch nicht ab. «Wir schauen von Rennen zu Rennen, wir haben noch so viele Rennen, die noch kommen», betonte er. Zumal Kanada dem Ferrari besser liegen sollte. «Auf dem Papier sollte es ein bisschen besser für uns sein, weil wir uns ein bisschen auf den Strecken schwer tun, die kurvenlastiger sind», sagte Vettel. In Montréal zählt auf den langen Geraden insbesondere die Motorenleistung.

Vettel weiß, dass die Trendwende kommen muss. Und zwar schnell. «Die nächsten Rennen werden wirklich ganz entscheidend, um zu versuchen nach vorne zu kommen und Mercedes eine harte Zeit zu bereiten», sagte der 31-Jährige. Sein Blick richtet sich bereits auf die Zeit nach der Sommerpause.

Binotto, der zu Jahresbeginn den erfolglosen Maurizio Arrivabene abgelöst hatte, versucht aus der glorreichen Vergangenheit Kraft zu schöpfen. Der gebürtige Schweizer wolle Ferrari wieder so erfolgreich machen wie zu den Zeiten von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Die Scuderia heute sei mit dem Rennstall aus den Jahren 1996/1997 vergleichbar, als der Kerpener mit seiner Aufbauarbeit begann, sagte Binotto der Sportzeitung «Gazzetta dello Sport». «Da ist viel Hunger. Ich sehe viele Ähnlichkeiten mit damals.»

Der Scuderia-Teamchef sieht demnach die gleiche Vision, Leidenschaft, den gleichen Arbeitswillen und das gleiche Talent. Ein Gewinnerauto, eines das am besten Titel gewinnt, strebt natürlich auch Vettel an. «Das ist, was wir versuchen», sagte der Hesse.

Binotto war einst als Motoren-Ingenieur an Schumachers Titelserie beteiligt, der in einem Ferrari fünfmal Weltmeister wurde. «Ich weiß, dass wir viel von unseren Fans verlangen, die große Freude verdienen», sagte er und warb um Zuspruch der Ferraristi. «Aber wir brauchen jetzt so sehr wie nie zuvor ihre Geduld und ihre Unterstützung.»

Weltmeister Hamilton kann auf den Jubel seiner Fans zählen. 2007 feierte er in Kanada seinen ersten Formel-1-Sieg überhaupt, insgesamt hat er hier schon sechsmal gewonnen. «Ich liebe es, nach Montréal zu kommen», sagte er und zählte den Kurs neben Silverstone und Austin zu seinen liebsten. «Aus fahrerischer Sicht ist die Strecke großartig.»

Hamilton mag die 4,361 Kilometer lange Rundfahrt auf einer künstlichen Insel im Sankt-Lorent-Strom. Sein Teamkollege Valtteri Bottas und er bekommen rechtzeitig für diesen Hochgeschwindigkeitskurs einen neuen Motor. «Es ist eine Powerstrecke, deshalb kommt er zur rechten Zeit», sagte der 34-Jährige, der aber mit großer Gegenwehr der Verfolger rechnet. «Die Ferraris und Red Bulls werden auf den langen Geraden richtig stark sein», meinte Hamilton.

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