Wirtschaft

Berliner Start-up sammelt fast eine halbe Milliarde Dollar ein

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Das Start-up GetYourGuide will mit Geld eines japanischen Investors expandieren. Das Berliner Unternehmen ist eines der wenigen Einhörner aus Deutschland.

Die GetYourGuide-Gründer Johannes Reck (l.) und Tao Tao

Einmal mit dem Boot durch die Everglades oder auf einem Kamel durch die Wüste: Es sind Ausflüge wie diese, die mittlerweile auf den Wunschlisten vieler junger Menschen stehen. Das Start-up GetYourGuide will das als Geschäft erkannt haben – und vermittelt solche Reiseausflüge über seine Plattform. Auch Investoren sehen darin offenbar Potenzial und geben dem Berliner Unternehmen jetzt insgesamt 484 Millionen Dollar, wie GetYourGuide am Donnerstag mitgeteilt hat. Das Start-up erreicht damit eine Milliardenbewertung, die Hauptstadt ist also um ein sogenanntes Einhorn reicher.

Vor zehn Jahren ging die Buchungsplattform für Reiseerlebnisse an den Start. Zum Angebot gehören mittlerweile gut 30.000 Ausflüge, darunter klassische Stadtführungen und Tickets für Museen, aber auch Touren wie organisierte Wüstensafaris. GetYourGuide arbeitet dabei mit Veranstaltern und lokalen Reiseführern zusammen und bekommt für jede Vermittlung eine Provision. Ziel der Gründer: Kunden sollen über die Plattform gleich mehrere Ausflüge reservieren – und sich vor Ort nicht mehr an langen Schlangen vor Ticketschaltern anstellen müssen. Gebucht und bezahlt wird auf der Internetseite oder per App.


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Geld kommt aus Japan

Das Geld aus der mittlerweile fünften Investitionsrunde stammt aus einem Fonds des japanischen Tech-Investors SoftBank. Daneben sind auch der singapurische Staatsfonds sowie die Investoren Lakestar und Heartcore Capital beteiligt. Gestartet als Telekommunikationskonzern gehört SoftBank mittlerweile zu den weltweit wichtigsten Kapitalgebern für junge Unternehmen. Der Konzern hält unter anderem Anteile am Fahrdienstleister Uber, dem chinesischen Handelsriesen Alibaba oder dem Grafikkartenhersteller Nvidia. Und auch der deutschen Start-up-Szene ist der japanische Tech-Investor längst nicht mehr unbekannt. Bereits im vergangenen Jahr investierte das Unternehmen insgesamt 460 Millionen Euro in den Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 eins, der die Plattform wirkaufendeinauto.de betreibt. Vor wenigen Wochen gab Softbank außerdem bekannt, beim angeschlagenen Zahlungsdienstleister Wirecard einzusteigen.

Markt mit Ausflügen ist vielversprechend

Mit fast einer halben Milliarde Dollar bekommt das Berliner Jungunternehmen fast so viel Geld wie alle Hamburger Start-ups im vergangenen Jahr zusammen einsammeln konnten. Das Geld sofort ausgeben will Mitgründer Johannes Reck aber nicht. Stattdessen möchte er seinem Unternehmen mithilfe der Geldgeber noch mehr Zeit bei einem möglichen Börsengang geben. Ein Teil soll aber auch in die weitere Expansion fließen. So will das Start-up bald auch spezielle Restaurantbesuche oder Sportveranstaltungen vermitteln. Außerdem seien 25 neue Destinationen geplant.

Schon in den vergangenen Jahren konnte die Berliner Buchungsplattform wachsen – auch aufgrund vorheriger Investitionsrunden, bei denen insgesamt schon 170 Millionen Dollar zusammenkamen. Mittlerweile arbeiten mehr als 500 Beschäftigte in 14 Ländern für den Tourenvermittler. Hatte GetYourGuide bis zum Jahr 2017 noch gut zehn Millionen Tickets für Touren verkauft, sind es bis heute rund 25 Millionen. Reck ist zuversichtlich, dass die Nachfrage auch weiter steigt: „Für Konsumenten ist das Teilen von Erfahrungen heutzutage viel wichtiger als materieller Besitz.“ Marktbeobachter stimmen ihm jedenfalls zu: So soll das weltweite Geschäft mit den Touren im Jahr 2020 gut 180 Milliarden Dollar schwer sein, prognostiziert das Forschungsinstitut Phocuswright. Der Markt ist demnach das am schnellsten wachsende Segment in der Tourismusbranche.

Start-up will sich gegen die Großen behaupten

Das haben längst auch Recks Mitbewerber erkannt. Mit „Experiences“ bietet etwa Wohnungsvermittler Airbnb seit knapp eineinhalb Jahren das passende Reiseprogramm zur Unterkunft an. Und auch der Reisekonzern TUI sieht seine Zukunft im Verkauf von Ausflugtickets.

Angst vor der Konkurrenz habe Reck aber nicht, sagt er. „Die Unternehmen sind für ihre Unterkünfte bekannt, nicht aber für ihre Touren.“ Der Gründer hofft, dass das so bleibt.

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