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Das Klima macht Wintersportlern Sorge: «problematisch»

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Schnee, Regen, zu warme Temperaturen oder Sturm: Das wechselhafte Klima setzt auch dem Wintersport zu. Während die Biathleten ohne großen Sorgen durchkommen, wirbelt das Wetter den Alpin-Kalender kräftig durch. Der Sport versucht, weiter Anpassungen vorzunehmen.

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Frankfurt/Main (dpa) – Die Sorgenbilder dieses Winters kommen aus dem Schwarzwald. Zu sehen sind keine idyllischen Winterlandschaften oder herrlich weiß bedeckte Berggipfel, sondern eine vom warmen Wetter ramponierte Skisprungschanze. 

Grüne und graue Flecken, Matsch, Dreck und ein Rest von Kunstschnee, ließen die Anlage in Titisee-Neustadt im Dezember 2018 einem Schlachtfeld gleichen. Zum Abschluss des Winters gab es eine mit Kunstschnee bedeckte Loipe in Schonach, mitten im Grünen gelegen, garniert mit  deftigen Graupelschauern. 

Und dazwischen? Absagen, Verschiebungen und jede Menge Kompromisse. Der Wintersport hat wettertechnisch zwar nicht das allerschwierigste Jahr erlebt, er muss sich als Freiluftsport bei stetig steigenden Temperaturen und fortschreitenden Gletscherschmelzen aber immer neuen Herausforderungen stellen. «Es ist nicht mehr ein Problem, was uns am Anfang des Winters trifft oder am Ende, sondern es kann zu jedem Zeitpunkt problematisch werden», sagte Skisprung-Rennleiter Walter Hofer der Deutschen Presse-Agentur. 

Wenn der Ski-Weltverband FIS im Sommer seinen Kalender plant, sind die Wochenenden von November bis März durchgetaktet. Der abgelaufene Winter bei den Alpinen zeigt aber, wie wenig Bedeutung das erste Papier teilweise haben kann. Zu wenig Schnee, zu viel Schnee, zu viel  Wind: Immer wieder kommt etwas dazwischen, am Saisonende bilanzierten der zurückgetretene Felix Neureuther, Viktoria Rebensburg und Co. fünf verschobene Rennen und sechs Absagen.

Für Alpinchef Wolfgang Maier war im vergangenen Winter gar nicht mal der fehlende Schnee das Problem. «Aber die Gesamtsituation ist extrem. Seit Ende Januar sind wir eigentlich fast kein einziges Rennen mehr unter ruhigen Bedingungen gefahren: Sturm, Regen, Schnee, Temperaturschwankungen – das ist schon eine Veränderung und außergewöhnlich», sagte Maier. 

Die Alpinen sind auch außerhalb ihrer Saisonmonate massiv involviert, wie der Funktionär des Deutschen Skiverbandes (DSV) einordnete: «Die Vorbereitung leidet, der Winter wird kürzer und wärmer. Wir haben jetzt März und die Tagestemperaturen liegen, wenn du nicht ganz oben am Berg bist, zwischen 5 und 15 Grad.» Christian Neureuther, Vater von Felix, hatte die Entwicklung schon vor der Saison als «wirklich dramatisch und beängstigend» eingestuft. Der 69-Jährige muss es wissen, schließlich kennt er die Weltcup-Verhältnisse als Aktiver aus den 70er-Jahren.

Die Langläufer, Kombinierer und Biathleten (nur zwei Absagen wegen zu kalter Temperaturen) hatten einen vergleichsweise störungsfreien Winter, doch wenn Johannes Rydzek und Co. wie am Sonntag auf einer präparierten Loipe im sonst komplett grünen Schwarzwald laufen, kommt bei Zuschauern und Aktiven kaum noch Wintersport-Feeling auf. Nur sind solche Bilder kaum abzuwenden, wenn der Schnee zum Saisonstart im November genauso fehlt wie Mitte März.

Auf das Klima selbst haben die Organisatoren keinen Einfluss, sie können sich mit großen Schneedepots und genügend Vorsorge und Planung nur entsprechend auf Extremfälle vorbereiten. Bei den Skispringern sind im Lauf der Jahre zudem weitere Vorkehrungen getroffen worden. «Wir haben eine Technik zur Verfügung, die uns zu 95 bis 97 Prozent von den äußeren Bedingungen autark macht», sagte Rennleiter Hofer, der im kommenden Frühjahr aufhört, in seiner 28-jährigen Amtszeit aber einige Schritte in die Zukunft auf den Weg gebracht hat.

Der Österreicher erläuterte: «Was uns noch Schwierigkeiten macht, ist nasser Schnee. Das ist etwas, das uns noch beeinträchtigen könnte. Ansonsten kann es regnen oder schneien, den Schnee kriegen wir aus der Anlaufspur raus, und wir können ganz normal springen.» Sonst kann durch eine besondere Anlaufspur, die eingeführte Wind-Gate-Regel sowie genügend vorproduzierten Schnee beinahe auf alle Eventualitäten reagiert werden.

Der scheidende Bundestrainer Werner Schuster sorgt sich nicht nur um die klimatischen Voraussetzungen in seiner Sportart. «Man muss


schon aufpassen, dass man nicht nur das Big Business sieht, sondern auch die Strukturen aufrechterhält in den Ländern. Man braucht immer wieder neue Leute, die die Sportart betreiben», sagte Schuster. Und Jugendliche, die sich für den Skisport begeistern können, lockt man eben am besten mit schneebedeckten Schanzen, Loipen und Pisten sowie einem Winter, der diesen Namen auch verdient hat.

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