Wirtschaft

Edeka und Nestlé legen Einkaufsstreit bei

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Nach monatelangem Ringen hat sich Nestlé im Streit um Einkaufspreise mit sechs europäischen Einzelhändlern geeinigt. Kitkat und Wagner-Pizza kehren zu Edeka zurück.

Kunden in einer Edeka-Filiale.

Es war ein Duell der Giganten: Über Monate hinweg hatten sich der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé (Thomy, Maggi, Nespresso, Felix) und Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka über Preise und Konditionen gezofft, jetzt ist der Streit vorbei. „Wir bestätigen, dass wir uns mit Nestlé geeinigt haben“, sagte ein Edeka-Sprecher am Mittwoch. Zu Einzelheiten wolle man sich aber nicht äußern. Auch Nestlé will keine Details verraten, spricht aber von einer „ausgeglichenen Vereinbarung“ und einer umgehenden Wiederaufnahme der Lieferung: „Die Kunden werden Nestlé-Produkte sehr schnell wieder in den Regalen der Einkaufsgenossenschaft Agecore finden“, sagte ein Nestlé-Sprecher dem Tagesspiegel, möglicherweise noch in dieser Woche.

Edeka hatte zusammen mit europäischen Partnern verbündet

Edeka hatte sich mit europäischen Partnern wie Intermarché, Coop Schweiz und Colruyt verbündet, um Nestlé zu Zugeständnissen zu zwingen. Der Handelsverbund Agecore wollte einen generellen Rabatt für seine Händler durchsetzen – Insiderinformationen zufolge maßgeblich angetrieben von Agecore-Chef Gianluigi Ferrari, der noch vor einigen Jahren für den konkurrierenden Handelsverbund Copernic (Rewe, Ahold, Coop Italien) gearbeitet hatte. Ferrari ist daher genau im Bild, in welchen Bereichen die Konkurrenz günstiger einkauft.

Edeka hat rund 200 Produkte boykottiert

Im vergangenen September schaltete Agecore auf Angriff. Peu à peu nahmen die Händler Produkte aus dem Haus Nestlé aus ihren Regalen, am Ende boykottierte Edeka rund 200 Markenartikel – von Kitkat-Schokoriegeln bis hin zur Wagner-Pizza. Die Frage war: Wer ist mächtiger – der Handel oder die Hersteller? Können Supermärkte auf bekannte und umsatzstarke Markenartikel verzichten und sie durch Eigenmarken ersetzen? Und wie lange – kann anders herum – die Ernährungsindustrie Umsatzeinbußen durch einen Handelsboykott aushalten? Selbst für einen der ganz Großen ist das keine einfache Sache. In Deutschland, wo Nestlé nach Dr. Oetker die Nummer Zwei auf dem Markt ist, hat die Auslistung nach Recherchen der „Lebensmittelzeitung“ immerhin ein Drittel der Erlöse, die Edeka mit Nestlé-Produkten erzielt, betroffen. Nestlé-Deutschland-Chefin Béatrice Gulliaume-Grabisch hatte in der vergangenen Woche die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse kritisiert. Nestlé komme in Deutschland auf einen Jahresumsatz von 3,2 Milliarden Euro, die Edeka-Gruppe dagegen auf 52 Milliarden Euro. Hinter Agecore steht sogar ein Einkaufsvolumen von rund 145 Milliarden Euro. Der Handel hält das jedoch für eine Milchmädchenrechnung: Zwar sind die Umsätze höher, dafür sei die Gewinnspanne niedriger, heißt es.

So sieht der Deal aus

Nach Tagesspiegel-Informationen hat sich Nestlé bei den Preisen bewegt. Dabei ist nicht – wie bei nationalen Verhandlungen – über einzelne Produkte verhandelt worden, sondern über eine Summe, die Nestlé Agecore nachlässt. Dafür verpflichten sich die Handelsketten, Geld in den Absatz von Nestlé-Waren zu investieren – etwa durch Werbung, Aktionen und Präsentationen am Regal. Ob Edeka und die anderen fünf Händler, die zum Einkaufsverbund gehören, als Folge des Deals die Preise für Pizza, Senf oder Kakao des Nestlé-Konzerns senken, ist ihnen überlassen. Die Schweizer Coop stellte am Mittwoch jedoch entsprechene Rabattaktionen in Aussicht. „Das Ergebnis der Verhandlungen werden wir an unsere Kunden weiter geben in Form von großen, attraktiven Aktionen auf alle Nestlé-Produktegruppen“, kündigte ein Sprecher an.


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Streit gibt es immer wieder

Streit zwischen dem Handel und den Herstellern gibt es immer wieder. Vor einem Jahr hatte sich Edeka etwa mit dem Süßwaren- und Tierfutterkonzern Mars angelegt und einige Produkte vorübergehend aus den Läden verbannt. Auseinandersetzungen hatte es in der Vergangenheit aber nicht nur mit Edeka, sondern auch zwischen Real und den Herstellern Dr. Oetker, Nestlé oder Müller Milch gegeben. Ein Jahr zuvor hatte der Discounter Lidl Schlagzeilen gemacht, als er Coca Cola für gut zwei Monate aus den Regalen warf. Die Begründung damals: „Streit um ein Vermarktungskonzept“. Im Einzelhandel konzentriert sich die Einkaufsmacht auf wenige große Ketten. Nach einer Studie des Bundeskartellamts teilen sich die vier Großen Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland rund 80 Prozent des Marktes.

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