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“Es ist außer Kontrolle”: Die meisten Gratis-Apps geben Google Daten

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Kostenlose Apps sind nur sehr selten wirklich kostenlos, Nutzer zahlen oft mit ihren Daten.


Britische Forscher finden heraus, dass fast 90 Prozent aller kostenlosen Android-Apps Nutzerdaten mit Google teilen. Sie warnen vor den Konsequenzen eines “außer Kontrolle” geratenen Data-Sharing. Google sieht das natürlich ganz anders.

Fast 90 Prozent der kostenlosen Apps im Google Play Store teilten die daraus gewonnenen Daten mit der Google-Muttergesellschaft Alphabet, behaupten Experten der Oxford-Universität, die nahezu 1 Million Anwendungen untersucht haben. Die Datenerhebung und -nutzung durch mobile Apps ist ihrer Meinung nach bereits "außer Kontrolle" geraten, warnen sie laut "pressetext".

Google ist nicht alleine

Besonders oft erhobene Daten können den Forschern zufolge Details wie Alter, Geschlecht, Standort und Infos zu anderen Apps auf dem Smartphone des betroffenen Nutzers enthalten. "Die Daten können dann für eine Anzahl von Zwecken verwendet werden, einschließlich zielgerichteter Werbung, Kredit-Scoring oder gezielter politischer Kampagnenbotschaften", heißt es im Bericht des Department of Computer Science in Oxford. Vielen Menschen sei es gar nicht bewusst, wie Daten von Smartphones zu Werbegruppen und anderen Vermittlern fließen.

Google ist aber wohl nicht das einzige Unternehmen, das von vielen Gratis-Apps Nutzer-Informationen erhält. Neben den 88 Prozent der Anwendungen aus dem Play Store, die Daten an Alphabet weiterleiten, teilen dem Bericht zufolge auch knapp 43 Prozent der kostenlosen Apps Daten mit Facebook. Weitere große Empfänger sind Twitter (33,88 Prozent), Microsoft (22,75 Prozent) und Amazon (17,91 Prozent).

"Studie missversteht funktionale Dienste"

Google hat auf die Veröffentlichung der Studie reagiert. In einem Statement schreibt das Unternehmen "Business Insider", es sei mit der Methodik der Forschungsarbeit nicht einverstanden. "Die Studie missversteht gewöhnliche funktionale Dienste wie Absturzberichte und Analysen und wie Apps Daten zur Bereitstellung dieser Dienste freigeben", heißt es in der Stellungnahme von Google. Man habe klare Regeln dafür, wie Entwickler und Drittanbieter-Apps mit Daten umgehen dürfen und verlange von den Entwicklern transparent zu sein und von Nutzern eine Erlaubnis einzuholen." Wenn eine App unsere Regeln verletzt, handeln wir."

Nutzer blicken nicht mehr durch

Experten erachten diese Argumentation jedoch als Ausrede. Der für die Oxford-Studie verantwortliche Forscher sagte "Business Insider", man behaupte gar nicht, dass alle Arten von Tracking ungerechtfertigt sind. Absturzberichte und -analysen seien für Entwickler durchaus wertvoll. Die Werkzeuge dafür würden allerdings oft auch genutzt, um die Effektivität von Werbung zu messen.

"Es ist für den durchschnittlichen Nutzer unmöglich zu verstehen, wie seine Daten verwendet werden – und das letztlich zu verhindern", sagt Frederike Kaltheuner von der Menschenrechtsorganisation Privacy International. Unternehmen tracken Menschen, dann nutzen sie diese Daten und visieren Menschen in einer Weise an, die die meisten von uns als sehr aufdringlich empfinden würden. Es geht nicht mehr um die Notwendigkeit, Daten zu sammeln, um relevante Anzeigen zu zeigen – es geht um Gewinnmaximierung auf Kosten der Grundrechte der Menschen."

Auch Stiftung Warentest hat sich des Themas angenommen. Betreiber von Seiten und Apps beauftragten fremde Firmen, ihre Besucher zu über­wachen, schreiben die Verbraucherschützer. "Diesen Job über­nehmen häufig Google und Facebook. Als Gegen­leistung dürfen die Internetgiganten die Daten auch für eigene Zwecke verwenden – kurzum: für Werbung." Die Betreiber müssten darüber zwar informieren, doch viele Nutzer klickten Daten­schutz­erklärungen und Informationen zu Cookies schnell weg, weil sie oft ellen­lang und in Juristen­deutsch verfasst seien.

Google macht auf Transparenz

Google versucht, bei seinen eigenen Produkten den Nutzern mehr Kontrolle und Übersicht über die Datennutzung zu geben. So teilt das Unternehmen aktuell mit, dass Nutzer ab sofort einstellungen direkt in den Google-Produkten vornehmen können. Den Anfang macht die Google-Suche: "Ohne die Suche verlassen zu müssen, können letzte Suchaktivitäten überprüft und gelöscht, schnell auf die wichtigsten einstellungen im Google-Konto zugegriffen sowie mehr über die Verarbeitung von Daten in der Google-Suche erfahren werden", heißt es in der Pressemitteilung.

Zunächst ist dies nur in der Google-Suche für Desktop und im mobilen Web verfügbar. In der App für iOS und Android sollen die Einstellungen in den kommenden Wochen eingeführt werden. Laut Blogpost folgen im kommenden Jahr Maps "und viele andere Google-Produkte."

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