Wirtschaft

Führungsriege der Deutschen Bank profitiert vom Gewinn

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Die Deutsche Bank zahlt ihren Vorständen wieder mehr Geld. Dabei kosten Abfindungen für Ex-Chefs viele Millionen.

Christian Sewing, der vor einem Jahr Vorstandschef der Deutschen Bank geworden ist, bekommt sieben Millionen Euro.

Die Aktionäre der Deutschen Bank mussten im letzten Jahr tapfer sein. Ihre Anteile haben 2018 über die Hälfte an Wert verloren. Christian Sewing, der Deutschlands größtes Geldinstitut seit vergangenen April leitet, stand dagegen eindeutig auf der Gewinnerseite. Für das Jahr seiner Beförderung bekommt er insgesamt sieben Millionen Euro. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den die Deutsche Bank am Freitag veröffentlicht hat.

Demnach hat Sewing im vergangenen Jahr ein Grundgehalt von 3,3 Millionen Euro erhalten. Obendrauf kommt ein Bonus von rund 3,7 Millionen Euro, der allerdings über Jahre gestreckt ausgezahlt oder in Form von Aktien gewährt wird. Damit hat 48-Jährige sich ordentlich verbessert, und zwar nicht nur, weil er vom einfachen Vorstand zum Bankchef aufgestiegen ist. Die oberste Führungsriege hat für das vergangene Jahr auch wieder Bonusgelder kassiert, nachdem sie in den beiden Jahren zuvor aufgrund der schlechten Zahlen darauf verzichtet hatte. Jetzt sah der Vorstand dafür aber keinen Grund mehr, nach dem das Institut 2018 nach drei Verlustjahren wieder einen kleinen Gewinn erreicht hat. Damit sei die Situation eine andere, hatte Sewing bereits bei der Vorstellung der Jahreszahlen erklärt.

Sewing ist dabei nicht einmal der Topverdiener der Deutschen Bank

Er selbst kann mit seinem Einkommen nun durchaus mit den Vorstandschefs anderer europäischer Banken mithalten. Trotz der vielen Baustellen, die sein Institut weiterhin hat, verdient Sewing zum Beispiel mehr als John Flint, Chef der britischen Großbank HSBC, oder Jes Staley, Chef von Barclays. Dabei ist Sewing aber als Vorstandschef noch nicht einmal der Topverdiener in seinem Haus. Das ist Garth Richie, der das Investmentbanking und damit den besonders umstrittenen Geschäftszweig der Bank leitet. Richie hat für 2018 dem Geschäftsbericht zufolge 8,6 Millionen Euro kassiert und damit mehr als doppelt so viel Geld wie im Vorjahr. Dass Richie eine solch hohe Vergütung erhält, liegt an seinem Zweitjob: Er hat die Deutsche Bank auf den Brexit vorbereitet und allein dafür drei Millionen Euro kassiert.

Während Richie und Sewing sich finanziell verbessert haben, mussten viele andere Banker etwas zurückstecken. Ihren weltweit rund 90 000 Mitarbeiter zahlte die Deutsche Bank für das zurückliegende Geschäftsjahr insgesamt 1,9 Milliarden Euro an Boni aus. Im Jahr zuvor hatten sie noch 2,3 Milliarden Euro erhalten. Der Stellenabbau allein erklärt diesen Rückgang nicht. Die Boni für das Gros der Mannschaft sind damit stärker geschrumpft als die Anzahl der Mitarbeiter im Haus.


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Cryan bekam zum Abschied mehrere Millionen

Teuer zu stehen kommt die Deutsche Bank derweil, dass sie sich im vergangenen Jahr von diversen Topmanagern getrennt hat. So erhielt John Cryan, den Sewing im April als Vorstandschef ablöste, für seine letzten drei Monate im Amt eine Gesamtvergütung von 1,9 Millionen Euro. Obendrauf kam noch eine Abfindung von 8,7 Millionen Euro. Weitere 2,2 Millionen Euro bekam der Brite für die Zusage, nicht sofort nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bank zur Konkurrenz zu wechseln. Als Chef wollte man ihn nicht halten – dass er direkt bei einem anderen Institut anfängt, wollte man aber auch nicht riskieren.

Das gilt auch für die frühere IT-Chefin Kim Hammonds: Sie musste die Deutsche Bank verlassen, nachdem sie auf einer Tagung gesagt hatte, die Bank sei das „dysfunktionalste Unternehmen“, für das sie je gearbeitet habe. Zum Abschied gab es für sie ein paar lobende Worte.  Aufsichtsratschef Paul Achleitner meinte, sie habe „frischen Wind in die Bank“ gebracht – und eine Abfindung verdient. 3,3 Millionen Euro zahlte die Deutsche Bank an Hammonds. Weitere 1,7 Millionen Euro bekam die Amerikanerin dafür, dass sie nicht direkt zu einem Konkurrenzinstitut wechselt.

Auch Markus Schenck hat das Haus verlassen

Und damit nicht genug. Auch Marcus Schenck, der als früherer Co-Chef des Investmentbankings eine Zeit lang als Kronprinz galt, verließ das Institut, nachdem man sich an seiner Stelle für Sewing als Chef entschieden hatte. Schenck kassierte allerdings nur einen Teil der vereinbarten knapp zwei Millionen Euro für seinen Abgang. Denn anders als Cryan und Hammonds wollte er nicht allzu lange Pause machen. Er heuerte inzwischen als Partner bei der kleineren US-Investmentbank Perella Weinberg an.

Nicolas Moreau, der die Fondstochter DWS geleitet hat, musste das Haus Ende des Jahres verlassen. Ihn hatte man dafür verantwortlich gemacht, dass Kunden Gelder in Milliardenhöhe abzogen. Er selbst hatte hingegen betont, das liege auch an den mauen Geschäfte bei der Mutter, der Deutschen Bank also. So oder so: Moreau ging – mit Extra-Zahlungen in Höhe von 8,8 Millionen Euro. mit rtr

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