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Michael Souvignier: TV-Produzent: Junge Leute sind fürs lineare TV verloren

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Michael Souvignier gehört zu Deutschlands wichtigsten TV-Produzenten. Anfang Januar ist seine Serie «Labaule» mit Uwe Ochsenknecht im Südwestfernsehen zu sehen. Die Idee stammt von Harald Schmidt.

Michael Souvignier gehört zu Deutschlands wichtigsten TV-Produzenten. Foto: Georg Wendt

Fernsehproduzent Souvignier (60) hat mit seiner Firma Zeitsprung vor allem mit gesellschaftlich oder historisch relevanten Stoffen die Branche geprägt: Dafür stehen Produktionen wie «Der Fall Barschel», «Das Tagebuch der Anne Frank» oder «Das Wunder von Lengede».

Der Kölner ist sich sicher, dass die neue Serienkultur das TV-Niveau deutlich gehoben habe, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Das Fernsehen selbst befinde sich in einem tiefgreifenden Wandel. Seine Auffassung ist: «Die jungen Leute sind wohl für immer für das lineare TV verloren.»

Frage: Ist das klassische TV am Ende?

Antwort: Das Fernsehen, so wie wir es kennen, wird noch lange existieren, weil es immer mehr ältere Menschen gibt, die außerdem eine höhere Lebenserwartung haben. Die jungen Leute aber sind wohl für immer für das lineare TV verloren. Sie schauen auf ihren Laptops oder Handys, wann sie wollen, und setzen sich nicht mehr um 20.15 Uhr vor den Fernseher. Aber Inhalte und Geschichten – die wird es immer geben, nur die Technik, das Medium ändert sich.

Frage: Wie schätzen Sie denn die Situation deutscher Fernsehmacher zurzeit ein?

Antwort: Für uns Produzenten ist es eine gute Zeit. Die hochwertigen Serien der Videoplattformen wie Netflix oder Amazon haben das Qualitätsniveau innerhalb kurzer Zeit auf eine ganz andere, höhere Ebene gebracht. Dadurch überwinden auch die Sender immer mehr Gräben untereinander und arbeiten verstärkt zusammen, damit sie mithalten können. Und der Bedarf nach Inhalten ist rapide gestiegen und wird noch weiter steigen. In den nächsten zwei bis drei Jahren, so Prognosen, werden über 20 Streamingdienste entstanden sein, die alle Content anbieten wollen und werden. Schon jetzt führt das dazu, dass wir unter einem dramatischen Fachkräftemangel leiden. Angefangen bei den Drehbuchautoren bis hin zu den Beleuchtern.

Frage: Was planen Sie für das nächste Jahr?

Antwort: Direkt zwei Serien von uns starten zum Jahresanfang. Am 8. Januar auf Sat.1. die dritte Staffel der Serie «Einstein» und am 10. Januar im Südwestfernsehen die neue Serie «Labaule». Die ist mit einem Budget von fünf Millionen Euro sehr aufwendig produziert.

Frage: Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Antwort: Es ist eine ungewöhnliche, skurrile Geschichte nach einer Idee von Harald Schmidt, die einen besonderen Humor hat. Es geht um eine Verlegerfamilie im Südwesten der Republik. Uwe Ochsenknecht, aber auch die anderen Darsteller, haben mit einer großen Spielfreude diese Mediensatire zum Leben erweckt.

Frage: Die Reihe ist ab dem 27. Dezember schon online abrufbar. Was halten Sie von dieser Strategie?

Antwort: Das halte ich für einen guten Ansatz, denn damit soll auch Aufmerksamkeit auf die neu aufgestellte ARD-Mediathek gelenkt werden. Intelligente Komödien sind sowieso wieder auf dem Vormarsch. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass die Menschen voller Sorge in die Zukunft schauen, obwohl die Lebensumstände für viele besser denn je sind. Das Genre jedenfalls ist immer eine Herausforderung. Einen Witz erzählen kann jeder, aber eine Pointe setzen…

Frage: An welchen wichtigen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Antwort: Eine unsere Kernkompetenzen sehe ich in der Umsetzung historischer Stoffe. So werden wir beispielsweise im kommenden Frühjahr die Verfilmung der Miniserie «Oktoberfest» mit bekannten deutschen Schauspielern für die ARD beginnen. Es geht um die Entstehung des Münchener Oktoberfestes, so wie wir es kennen im Jahr 1900. Gedreht werden die sechs 40-minütigen Folgen unter anderem in Tschechien. Das Gesamtbudget beträgt über zehn Millionen Euro, damit werden dann auch aufwendige digitale Effekte realisiert.

ZUR PERSON: Michael Souvignier wurde 1958 in Essen geboren. Nach Foto- und Film-Design-Studium und Tätigkeiten in der TV-Branche gründete er 1985 die Firma Zeitsprung. Bis heute hat er mehr als 400

Non-Fiction-Formate sowie 70 Filme und Serien produziert. Angefangen beim Bambi bis hin zum Grimme-Preis hat Souvignier zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

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