Wirtschaft

Pons darf Langenscheidt übernehmen

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Das Kartellamt erlaubt Klett, bekannt durch die Marke Pons, die Übernahme von Langenscheidt. Der Grund: Der Markt ist mittlerweile zu klein

Langenscheidt gehört bald dem Klett-Verlag, der das Konkurrenzprodukt Pons rausbringt.

Was verbindet den emeritierten Papst Benedikt XVI. mit dem Astronauten David Wolf? Die Antwort: ein gelbes Buch mit blauem L auf dem Cover. Der Papst soll ein solches Wörterbuch von Langenscheidt während seiner Amtszeit genutzt haben, um sein Italienisch aufzufrischen. Astronaut Wolf brauchte es, um sich in der Mir-Kapsel mit seinen russischen Kollegen zu verständigen. Bei Wörterbüchern war Langenscheidt nach eigenen Angaben zuletzt Marktführer. Größter Konkurrent war der Klett-Verlag mit seinen grünen Pons-Wörterbüchern. Jetzt tun sich ausgerechnet diese beiden zusammen. Der Klett-Verlag übernimmt Langenscheidt. Das Bundeskartellamt hat den Deal erlaubt, wie die Behörde am Freitag mitteilte.

Dass Pons und Langenscheidt in einem Verlag aufgehen dürfen, ist nicht selbstverständlich. Zusammen kommen sie auf einen nicht unerheblichen Marktanteil von über 40 Prozent. Und das sowohl bei den Wörterbüchern als auch bei gedruckten Sprachkursen. Allerdings kam das Bundeskartellamt zu dem Schluss, dass die Märkte so klein sind, dass das unter die Bagatellgrenze fällt. Das ist immer dann der Fall, wenn die Firmen in dem jeweiligen Bereich pro Jahr weniger als 15 Millionen Euro Umsatz machen.


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Weniger Menschen kaufen noch gedruckte Wörterbücher

Allein das zeigt schon, wie sehr der Markt für Wörterbücher zusammengeschrumpft ist. Kartellamtschef Andreas Mundt erklärt die Entscheidung seiner Behörde dann auch so: „Viele Verbraucher nutzen inzwischen vorrangig das Internet, um Wörter zu suchen oder Sprachen zu lernen.“ Das Online-Wörterbuch Leo zum Beispiel verzeichnet heute mehr als zehn Millionen Suchanfragen pro Tag. Und solch digitale Angebote sind in der Regel kostenlos – Geld verdienen lässt sich mit ihnen allenfalls über Anzeigen, die auf den Portalseiten platziert werden. Insgesamt sollen die im Umsätze mit Wörterbüchern in den letzten 15 Jahren um 70 Prozent eingebrochen sein.

Mit der Übernahme von Langenscheidt durch Klett geht nun eine Geschichte zu Ende, die 1856 in Berlin begonnen hat. Damals hatte Gustav Langenscheidt die Idee, mit „Unterrichtsbriefen“ Menschen in die Lage zu versetzen, selbstständig Sprachen zu erlernen. Bis heute gilt er deshalb als „Vater des Fernunterrichts“. Wörterbücher ergänzten damals schnell das Langenscheidt-Programm. Mehr als 150 Jahre lang war der Verlag in Familienhand. Erst 2013 verkauften die Langenscheidts ihre Anteile an den Unternehmer Oliver Jaster.

Die Umsätze bei Langenscheidt brachen zu schnell ein

Für ihn jedoch waren die Wörterbücher eine Beteiligung unter vielen: Ihm gehören zum Beispiel mit Lotto 24 auch ein Glücksspielanbieter und mit Max Automation ein Maschinenbauer. Als reines Investment jedoch war Langenscheidt kaum geeignet: Die Umsätze mit den gedruckten Wörterbüchern brachen schneller ein, als man das mit dem wachsenden Onlinegeschäft hätte kompensieren können. Bereits zwei Jahre nach dem Verkauf an Jaster musste ein Drittel der damals 90 Langenscheidt-Mitarbeiter gehen.

Ganz anders hat sich in der Zwischenzeit die Klett-Gruppe entwickelt. Geleitet wird sie von Philipp Haußmann, dem Urenkel von Firmengründer Ernst Klett. Zum einen hat der Verlag sein Wörterbuch Pons sehr viel früher als Langenscheidt ins Internet gebracht und stark in Lern-Apps investiert. Zum anderen setzt die Klett-Familie auch auf zwei weitere starke Standbeine: Sie ist einer der größten Anbieter von Fernhochschulen, zudem betreibt sie mehrere Kindertagesstätten und Ganztagsschulen.

Wie es nach der Übernahme von Langenscheidt durch Klett nun weitergeht, ist noch offen. Eine Sprecherin der Klett-Gruppe wollte sich dazu am Freitag nicht äußern. Unklar ist damit etwa, ob beide Marke – der gelbe Langenscheidt und der grüne Pons – erhalten bleiben und welche Folgen die Übernahme für die Mitarbeiter hat.

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