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Tennis, Handball, Golf – Was verdienen Frauen und Männer?

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Gleiche Gehälter und Prämien für Frauen und Männer!? Die Forderung wird rund um die Fußball-WM der Frauen diskutiert. Doch wie sehen die Verdienstmöglichkeiten in anderen Sportarten aus?

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Berlin (dpa) – Gleiche Gehälter und Prämien für Frauen und Männer!? Die Forderung wird rund um die Fußball-WM der Frauen diskutiert. Doch wie sehen die Verdienstmöglichkeiten in anderen Sportarten aus?

TENNIS: Im Tennis werden bei den vier Grand-Slam-Turnieren die gleichen Preisgelder an Herren und Damen ausgeschüttet, es geht um hohe Summen. In Wimbledon kassieren die Einzel-Sieger im Juli mehr als 2,5 Millionen Euro. Die finanzielle Gleichberechtigung wurde aber teils kontrovers diskutiert. Auch der serbische Weltranglisten-Erste Novak Djokovic hatte mal öffentlich über eine bessere Entlohnung der Herren nachgedacht, weil die Statistiken zeigten, dass sie mehr Zuschauer anziehen würden. Die Herren spielen bei den vier wichtigsten Turnieren über drei Gewinnsätze, die Damen über zwei. Die Turnier-Strukturen unterscheiden sich bei Damen und Herren aber, die Preisgelder bei kleineren Turnieren sind unterschiedlich.

HANDBALL: Wie im Fußball trennen die Geschlechter auch im Handball (Finanz)Welten. Während die männlichen Nationalspieler mittlerweile gut von ihrem Sport leben können – Kapitän Uwe Gensheimer verdient geschätzt eine halbe Million Euro im Jahr -, müssen sich die Frauen aufgrund der geringen Verdienstmöglichkeiten in der Bundesliga neben der Handball-Karriere ein berufliches Standbein aufbauen. Auch der DHB vergütet Erfolge unterschiedlich. Wurde bei der Heim-WM der Frauen 2017 für das gesamte Team eine Titelprämie von 120.000 Euro ausgelobt, waren es bei der Endrunde der Männer in diesem Jahr insgesamt 450.000 Euro – fast das Vierfache!

LEICHTATHLETIK: In der olympischen Kernsportart herrscht Gleichberechtigung. Sowohl bei Weltmeisterschaften als auch in der Premium-Serie Diamond League gibt es bei Frauen und Männern die gleichen Preisgelder. Der Weltverband IAAF verteilt Bargeld erst seit der WM 1997 in Athen: Einzel-WeltmeisterInnen kassieren 60.000 US-Dollar; für einen Weltrekord gibt es satte 100.000 Dollar. Bei den zwölf Meetings der Diamond League bekommt jeder Disziplinsieger 10.000 Dollar, die Gesamtsieger nach den Finals jeweils 50.000 Dollar – ob Männer oder Frauen. Auch bei den großen Marathonläufen wie in London, New York, Boston oder Berlin gibt es keine Unterschiede – zumindest nicht bei den Prämien für Sieger, Platzierte und Rekorde.

BIATHLON: Gleiche Bezahlung für gleiche Leistung ist beim Weltverband IBU schon lange üblich. 15.000 Euro gab es bei den Skijägern im vergangenen Winter für jeden Sieg im Weltcup, 25.000 Euro für einen WM-Titel – egal ob für einen Mann oder eine Frau. In den letzten Jahren sind die Preisgelder merklich gestiegen, im kommenden Winter werden die Biathleten wieder mehr Geld bekommen. Künftig werden die Top 20 statt nur der Top 15 jedes Einzelrennens entlohnt, in der gesamten Saison kostet das die IBU nach eigenen Angaben mehr als 400.000 Euro zusätzlich. Eine unterschiedliche Bezahlung für Männer oder Frauen stand auch bei diesem Entschluss nicht zur Debatte.

SKI ALPIN: Laut Regularien wird gleich viel Geld an Frauen und Männer verteilt, pro Rennen werden mindestens 120.000 Schweizer Franken (rund 107.000 Euro) an Preisgeld ausgezahlt. Einzelne Veranstalter wie Kitzbühel (Männer) oder Flachau (Frauen) stocken den Betrag noch auf. «Ich bin extrem stolz auf meinen Sport, bei dem es keinen Gender Gap gibt», sagt Mikaela Shiffrin. Die Amerikanerin war in den vergangenen Jahren Top-Verdienerin, errang sogar mehr Preisgeld als Marcel Hirscher. In der vorigen Saison fuhr sie im Weltcup und bei der WM zu insgesamt 1.000.386 Franken an Preisgeld und knackte damit als erstes Ski-Ass bei Frauen oder Männern die Millionen-Marke.

PFERDESPORT: Männer und Frauen reiten in den drei olympischen Disziplinen (Springen, Dressur, Vielseitigkeit) seit vielen Jahrzehnten in denselben Prüfungen gegeneinander. Entsprechend kämpfen sie um dasselbe Preisgeld. Ausnahme sind einmal im Jahr die deutschen Meisterschaften, bei denen es getrennte Wettbewerbe für Springreiterinnen und Springreiter gibt – allerdings dürfen die Frauen auch bei den Männern mitreiten.

GOLF: Equal Pay ist im Profi-Golfsport noch nicht angekommen. Frauen verdienen weiterhin deutlich weniger als Männer. Bei der US Open 2019 im kalifornischen Pebble Beach werden Preisgelder in Höhe von 12,5 Millionen US-Dollar an Tiger Woods und Co. ausgeschüttet. Allein der Sieger streicht davon über zwei Millionen US-Dollar ein. Die Südkoreanerin Jeongeun Lee kassierte in diesem Jahr für ihren Triumph bei der US Open in Charleston die Hälfte – eine Million US-Dollar. Das Major-Turnier der Frauen war mit insgesamt 5,5 Millionen US-Dollar dotiert. Spitzenspielerinnen wie die ehemalige Weltranglistenerste Lydia Ko aus Neuseeland haben diese Missstände bereits mehrfach angeprangert.

EISHOCKEY: Besonders krass sind die Gegensätze im nordamerikanischen Eishockey. Sowohl bei den Männern (NHL) als auch den Frauen (NWHL) gelten die Ligen jeweils als die besten der Welt. Die Frauen-Liga erstreckt sich aber nur auf die USA, nachdem die kanadische CWHL eingestellt worden war. Anfang Mai drohten rund 200 NWHL-Spielerinnen mit einem Streik zur neuen Saison – sie forden eine ordentliche Entschädigung. Eine Krankenversicherung gibt es nicht, zum Teil sind Spielerinnen für 2.000 Dollar beschäftigt – pro Jahr! «Da ist es schwierig, das Ganze professionell zu betreiben», sagte Nationalspieler Markus Eisenschmid, der in der DEL beim Meister Mannheim ein geschätztes niedriges sechsstelliges Euro-Gehalt pro Jahr kassieren dürfte. Seine Schwester Tanja spielte zuletzt für die Minnesota Whitecaps in der NWHL und beteiligte sich am Protest. «Sie will, dass Frauen im Eishockey die gleichen Rechte haben und für ihre Arbeit bezahlt werden. Sie müssen genauso viel reinstecken wie die Männer, um auf allerhöchstem Niveau zu spielen», sagte Eisenschmid. In der NHL der Männer gehören Millionen-Jahresgagen zum Alltag.

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