Wirtschaft

Von diesem Umzug geht ein Signal aus

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Musik = Jugend = Zukunft: Diese Gleichung stellt Sony auf und zieht jetzt von München nach Berlin. Für die Hauptstadt ein Grund zum Jubeln. Ein Kommentar.

Play it loud. Die Musikbranche konzentriert sich mit dem Sony-Umzug in Berlin.

Die Entscheidung von Sony Music, ihren Hauptsitz von München nach Berlin zu verlegen, ist zunächst schlicht und einfach eine gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Berlin. Und eine ebenso schlechte für München. Hier geht es nicht nur um 300 Jobs und entsprechend tüchtige Steuerzahler, die eine Stadt gewinnt – oder verliert. Wenn es nur das wäre, wäre dieser Vorgang kaum eine Zeile wert.

Es geht um Tausende Jobs, die folgen könnten. Und um kulturelle Hegemonie. Speziell Unternehmen der Musikwirtschaft haben wegen des Geschäfts, das sie betreiben, eine enorm große Anziehungskraft – vor allem auf die Jugend. Und nur eine Stadt, die die Jugend fasziniert, bestimmt in Zukunft, wo es langgeht.

Es ist weniger relevant, ob der eine oder andere international bekannte Top-Star, der bei Sony Music unter Vertrag steht, auch früher oder später die neue Zentrale in Berlin besucht. Wichtiger ist das Signal, dass von diesem Umzug ausgeht: In einem international aufgestellten Konzern hat man festgestellt, dass in Berlin die Art Menschen lebt und arbeitet, die er künftig als Geschäftspartner – oder Mitarbeiter – gewinnen will: Das sind überwiegend trendbewusste und weltoffene Kreative, die es aus der Provinz und dem Ausland eher nach Berlin und weniger in die Hauptstadt des Freistaates Bayern zieht.

In Kultur und Politik ist Berlin ohnehin vorn

Eine Rolle bei der Entscheidung dürfte auch gespielt haben, dass Berlin wegen der noch relativ niedrigen Lebenshaltungskosten weiterhin diese Zielgruppe anziehen wird. Aber, man mache sich nichts vor: München ist und bleibt ein starker Wirtschaftsstandort, vor allem für technologische Produkte, und eine sehr attraktive Stadt mit hoher Lebensqualität – aber eben zunehmend nur für die, die sich viel leisten können. In Berlin können Männer, Frauen und Diverse sich derzeit – trotz aller Debatten um steigende Mieten – noch vieles leisten. Finanziell und kulturell um so mehr. Das gilt auch für die meisten Randbezirke.


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Berlin ist seit jeher das kulturelle Zentrum des Landes und mit dem Umzug großer Teile der Bundesregierung vor 20 Jahren auch das politische Zentrum. Ansiedlungen wie die von Sony Music sind ein Symptom dafür, dass Berlin irgendwann auch zum wirtschaftlichen Zentrum werden kann. Bis dahin ist es aber noch ein weiter weg. Und die Zahl derer, die das auch gar nicht für ein erstrebenswertes Ziel halten, ist mutmaßlich groß. Sie fürchten nämlich – nicht zu unrecht – hohe Wohnkosten – wie es sie in den Wirtschaftszentren des Landes, Hamburg, München und Frankfurt, bereits gibt.

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