Litauen hat über ein neues Staatsoberhaupt abgestimmt – Resultate standen aber zunächst aus. Mit Ergebnissen wird erst in der Nacht zum Montag gerechnet. Beobachter rechnen damit, dass es auf eine Stichwahl hinausläuft.
Insgesamt neun Kandidaten hatten sich um die Nachfolge von Dalia Grybauskaite im höchsten Staatsamt des baltischen EU- und Nato-Landes beworben – Umfragen vor Wahl hatten die ehemalige Finanzministerin Ingrida Simonyte vorn gesehen. Doch auch dem Ökonomen Gitanas Nauseda und dem amtierenden Regierungschef Saulius Skvernelis wurden gute Chancen zugerechnet.
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Für einen Sieg in der ersten Runde waren mehr als 50 Prozent der Stimmen nötig. Sollte kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, gehen die beiden Bestplatzierten am 26. Mai – parallel zur Europawahl – in eine Stichwahl.
Vorwiegend repräsentative Aufgaben
Knapp 2,5 Millionen Wahlberechtigte waren zur Abstimmung aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission in Vilnius bei 56,5 Prozent.
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In Litauen hat das Staatsoberhaupt vorwiegend repräsentative Aufgaben, im Vergleich zum deutschen Bundespräsidenten aber weitergehende Kompetenzen in der Außen- und Verteidigungspolitik.
Amtsinhaberin Grybauskaite hatte sich vor der Abstimmung öffentlich bedeckt gehalten. “Ich habe für den Besten gestimmt, und ich wünsche jedem litauischen Bürger, dass er mit Verstand und Herz entscheidet”, hatte sie gesagt. Grybauskaite durfte nach zwei fünfjährigen Amtszeiten verfassungsgemäß nicht mehr kandidieren. Die frühere EU-Finanzkommissarin ist seit Juli 2009 das erste weibliche Staatsoberhaupt seit der wiedererlangten Unabhängigkeit Litauens 1990 von der Sowjetunion.
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Zeitgleich mit der Präsidentenwahl gab es zwei Volksabstimmungen. Die Einwohner des Ostseestaats stimmten einerseits über die Einführung einer doppelten Staatsbürgerschaft und andererseits über die Verringerung der Abgeordnetenanzahl im litauischen Parlament ab.
pgr/ml (dpa/afp)
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