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Doping-Skandal: Spitzensport fürchtet weitere Enthüllungen

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Der Doping-Skandal bei der Nordischen Ski-WM mit Festnahmen und Hausdurchsuchungen könnte sich massiv ausweiten. In der Praxis des festgenommenen Arztes sollen auch Athleten anderer Sportarten behandelt worden sein.

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Seefeld (dpa) – Nach dem Schlag gegen Doping bei der Nordischen Ski-WM muss der Spitzensport weitere Enthüllungen fürchten.

Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, wurden in der Praxis des am Vortag festgenommenen Sportmediziners in Erfurt auch Fußballer, Schwimmer, Radsportler, Handballer und Leichtathleten behandelt. «Es werden sicherlich auch noch andere Sportarten betroffen sein», hatte am Vortag Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt gesagt und von einem seit Jahren weltweit agierenden Netzwerk und einer «kriminellen Organisation» gesprochen.

Über weitere Ermittlungsergebnisse und ob die Festgenommenen in Untersuchungshaft bleiben, war offiziell zunächst nichts bekannt. DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach von einem «Schatten auf dem gesamten Sport». «Wir sehen es daher als großen Erfolg der Ermittlungsbehörden, dass ein kriminelles Netzwerk mit offenbar großer Reichweite zerschlagen werden konnte», teilte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes mit.

In Österreichs Tageszeitungen waren die Doping-Razzien und die möglichen Folgen der «Operation Aderlass» das Aufmacherthema. «Misstrauen ist im Sport die Höchststrafe», schrieben die «Salzburger Nachrichten». Vom «Seefelder Fanal» schrieb «Der Standard». Das «Oberösterreichische Volksblatt» stellte fest: «Und täglich grüßt das Murmeltier – nach den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City, 2006 in Turin und 2014 in Sotschi sind erneut Teile des heimischen Langlaufteams in einen Dopingskandal verwickelt.» Die «Kleine Zeitung» sah «Die Gier nach Geld und Ruhm» als Hauptursache. Der «Kurier» glaubt: «Dümmer geht’s nicht.»

Bei der Doping-Razzia in Seefeld waren sieben Personen, darunter fünf Athleten aus Österreich, Kasachstan und Estland, festgenommen worden. Zudem wurden in Erfurt ein deutscher Sportmediziner, dem in seiner früheren Rolle als Radsport-Teamarzt Verwicklungen in Dopingpraktiken vorgeworfen worden waren, und ein mutmaßlicher Komplize festgenommen. Der Mediziner hatte die Vorwürfe in der Vergangenheit bestritten.

Den fünf festgenommenen Langläufern drohen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis zu drei Jahre Haft. Sie könnten wegen des Vergehens des Sportbetrugs angeklagt werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Doping selbst sei nach österreichischer Rechtslage nur strafbar, wenn man es bei anderen anwendet.

Wenn man sich als Sportler selbst dopt, sei das nach dem Dopinggesetz nicht strafbar. «Es gibt aber eben das Vergehen des Sportbetrugs», erklärte Mayr. Die Sportler wurden am Donnerstagvormittag noch vernommen. Ob sie in Untersuchungshaft kommen, müsse bis spätestens Freitagmittag entschieden werden. Auf freiem Fuß sei aber noch keiner von ihnen, sagte Mayr. Das Ermittlungsverfahren wird von der Staatsanwaltschaft Innsbruck durchgeführt. Es sei aber möglich, die Verfahren gegen die ausländischen Athleten an ihre jeweiligen Heimatländer abzutreten, führte Mayr aus. Dies sei aber noch offen.

Nach Aussagen des DSV-Vorstandsmitglieds Stefan Schwarzbach gibt es keinen Kontakt zwischen dem Mediziner und dem deutschen Dachverband. «Der Arzt, wenn man ihn denn überhaupt noch so bezeichnen mag, hat keine Verbindungen zum Deutschen Skiverband, zumindest keine Verbindungen, die uns irgendwie bekannt wären», sagte Schwarzbach und ergänzte: «Insofern gehen wir fest davon aus, dass da auch keine (deutschen) Athletinnen oder Athleten in dieses System, das da zerschlagen wurde, involviert waren.»

Er könne definitiv ausschließen, «dass der Deutsche Skiverband in irgendeiner Weise Zellen hat, beziehungsweise auch nur ansatzweise irgendwelche systematischen Dopingpraktiken praktiziert wurden», sagte er. Auch bei der sportärztlichen Betreuung beim Bund Deutscher Radfahrer habe der verdächtige Arzt «keine Rolle» gespielt, versicherte BDR-Sportdirektor Patrick Moster.

Das ZDF wird trotz der Ereignisse weiter von der WM berichten. «Wir nutzen die Live-Berichterstattung, um auch über diese kriminellen Aspekte im Sportumfeld zu berichten. Ein Ausstieg aus der Berichterstattung hilft nicht weiter», sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann.

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