Wirtschaft

Marktführer übernimmt Grünen Punkt

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Remondis kauft Duales System von Finanzinvestoren. Kommunen sind sauer und hoffen auf Kartellamt.

Neun Unternehmen sammeln und verwerten hierzulande Verpackungsabfall.

Im Zusammenhang mit neuen Recyclingvorschriften kommt Bewegung in die Entsorgungsbranche. Der größte deutsche Müllkonzern, die westfälische Remondis, übernimmt mit dem Grünen Punkt aus Köln den langjährigen Marktführer der dualen Systeme. „Beide Unternehmen reagieren mit der Transaktion auf die Wachstumschancen, die sich insbesondere im Bereich Verpackungsdesign und Kunststoffrecycling ergeben“, hieß es in einer Mitteilung. Neue nationale, aber auch EU-weite Vorgaben sehen einen steigenden Recyclinganteil bei Verpackungen vor. Insgesamt neun sogenannte duale Systeme, darunter auch die Berliner Alba mit der Tochter Interseroh, sammeln und verwerten hierzulande Kunststoffe und Leichtverpackungen (Gelbe Tonne) sowie Glas und Papier. Beim DSD/Grünen Punkt verkaufen nun britische Finanzinvestoren ihre Anteile an Remondis.

Die Wettbewerbsbehörden müssen zustimmen

Kartellrechtliche Bedenken gegen die Übernahme versuchen Remondis/Grüner Punkt mit Hinweis auf Marktveränderungen zu zerstreuen. Die Schwarz- Gruppe, das fünftgrößte Recyclingunternehmen hierzulande, plane derzeit den Aufbau eines dualen Systems, und chinesische Unternehmen hätten sich in den deutschen Markt eingekauft. „Gleichzeitig hat sich die Marktdominanz des ehemaligen Monopolbetreibers DSD deutlich relativiert“, heißt es in der Mitteilung. Allein die Größe von Remondis mit einem Umsatz deutlich über sieben Milliarden Euro erfordert die Genehmigung der Übernahme durch die EU-Wettbewerbsbehörde. Mit einem Veto wird in der Branche indes nicht gerechnet. „Das ist eine interessante Entwicklung in einer Zeit, in der sich der Markt der dualen Systeme neu ordnet“, reagierte die Alba- Tochter Interseroh auf die Übernahme in NRW. „Wir werden beobachten, wie Handel und Hersteller auf die Veränderung reagieren“, sagte Markus Müller-Drexel, Geschäftsführer von Interseroh. Auf dem Berliner Markt für Verpackungsabfälle, den Alba dominiert, werden keine Auswirkungen erwartet.

Die Kommunen schimpfen

Das DSD wurde 1991 als Selbsthilfeorganisation der Privatwirtschaft gegründet und war lange als Monopolist tätig. Nach einer Intervention der EU kamen von 2001 an Wettbewerber auf den Markt. Das DSD erlöste zuletzt einen Umsatz von knapp 600 Millionen Euro mit 440 Mitarbeitern. Remondis beschäftigt mehr als 30 000 Personen. Der Verband kommunaler Unternehmen kritisierte die Übernahme. In den vergangenen Jahren habe Remondis bereits viele mittelständische Entsorger gekauft. Der Wettbewerb sei in einigen Regionen zum Erliegen gekommen. „Eine Marktkonzentration, die sowohl die Branche als auch mittelbar Bürgerinnen und Bürger belastet“, sei die Folge, teilte der Verband mit.

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