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Serbien bejubelt Putin: Alles nur Show?

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Wenn Wladimir Putin mit Serbiens Präsident Aleksandar Vučić den Dom des Heiligen Sava in Belgrad betritt, werden Tausende ihm zujubeln. Doch der Eindruck der Nähe trügt. In Wirklichkeit sucht Serbien die Nähe zur EU.

Putin ist in Belgrad ein gern gesehener Gast

Begeisterungsstürme dürfen nicht fehlen. “70.000 Bürger wollen Putin begrüßen”, schreibt die Belgrader Boulevardpresse im Vorfeld des Besuchs von Russlands Präsident Wladimir Putin. 

“Willkommensspaziergang” lautet der Begriff für den triumphalen Empfang Putins. Organisiert wird die Aktion von dem Verein “Centrum für die Entwicklung Belgrads”, eine selbst bei den Kennern der politischen Szene Serbiens kaum bekannte Organisation.

Ihr Präsident Vladimir Jestrović behauptet, für die Veranstaltung keine finanzielle und politische Unterstützung der Regierung zu haben. Bei einer Pressekonferenz in Belgrad verkündete er jedoch nicht ohne Stolz, dass bei dem “Spaziergang” beide Präsidenten eine kleine Rede halten würden.

In Serbien wird unterdessen behauptet, dass viele Putin-Fans, die von außerhalb nach Belgrad kommen, nicht aus Begeisterung für den russischen Präsidenten anreisen würden. Laut dem serbischen Online-Portal “Politik Ekspres” werden die Anhänger von der Regierungspartei SNS (“Srpska Narodna Stranka) mit einer Tagespauschale in Höhe rund 13 Euro entschädigt. Zusätzlich würden Verpflegung und Bustransport für jeden in Aussicht gestellt. Ein Vorwurf, der allerdings von der Regierungspartei SNS umgehend dementiert wird.

Putin und Vučić trafen sich bisher zwölfmal – wie hier 2014 in Belgrad

Putin als Wahlkampfhelfer

Für den serbischen Präsidenten Vučić scheinen die Bilder mit Putin vor der jubelnden Kulisse besonders wichtig zu sein. Seit Anfang Dezember demonstrieren im ganzen Land jede Woche Zehntausende gegen den Staatschef. Sie verlangen das Ende der politischen Gewalt und eine korrekte Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Auch dem russischen Präsidenten Putin kommt das Treffen mit Vučić entgegen. Laut einer Umfrage des unabhängigen russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum machen die russischen Bürger ihren Präsidenten zunehmend für die Probleme im Land verantwortlich.

“Deshalb braucht Putin einen bildstarken Besuch in einem Land, das nicht zum Kreis der ehemaligen sowjetischen Bananenrepubliken gehört, sondern ein EU-Beitrittskandidat ist, und wo man ihn liebt, schätzt und unterstützt. Und das ist Serbien”, sagte der Belgrader Politologe Boris Varga der DW.

Symbolträchtige Gesten

Bereits zwölfmal trafen sich Vučić und Putin bisher. Die pathetischen Gesten dürften auch diesmal nicht fehlen. Im Vorfeld des Treffens bezeichnete der russische Außenminister Sergei Lawrow Serben und Russen als “wahrhaft brüderliche Völker”. Zeitgleich wurde bekannt, dass Vučić den Aleksandar-Newski-Orden erhält.

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